Seit dem 1. Juli 2011 können sich Männer und Frauen jeden Alters am Bundesfreiwilligendienst im Sport beteiligen. Gemeinsam knüpfen die Verbände damit an die Erfolge des Generationsübergreifenden Freiwilligendienstes (GÜF) an und nutzen gerade auch die Potenziale älterer Freiwilliger, denen sich neue Tätigkeitsprofile erschließen. Der Newsletter „dsj-intern“ sprach mit Jens Kreuter, der seit vorigem Herbst im Bundesfamilienministerium die Entwicklung vom Zivildienst zum Bundesfreiwilligendienst verantwortet. Kreuter ist als Leiter des Arbeitsstabes Zivildienst/Freiwilligendienste auch für Jugendfreiwilligendienste im In- und Ausland zuständig.
dsj-intern: Der Bundesfreiwilligendienst ist seit dem 1. Juli 2011 in Kraft getreten und ersetzt vorläufig den Zivildienst. Welche Erwartungen verbinden sich mit diesem Dienst für Sie?
JENS KREUTER: Mit dem Gesetz zur Einführung eines Bundesfreiwilligendienstes wurden die Freiwilligendienste in Deutschland insgesamt gestärkt und die Aussetzung des Zivildienstes als Folge der Aussetzung der Wehrpflicht wird zumindest teilweise kompensiert. Ziel des Ausbaus der Jugendfreiwilligendienste wie auch des neuen Bundesfreiwilligendienstes ist es, zukünftig möglichst vielen Menschen einen Einsatz für die Allgemeinheit und die positive Erfahrung von bürgerschaftlichem Engagement zu ermöglichen. Vor allem hoffe und erwarte ich, dass immer mehr Menschen anderen von ihren eigenen positiven Erfahrungen in einem Freiwilligendienst berichten und so Mut dazu machen, sich in dieser Form zu engagieren.
Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen Entwicklungen?
Sehr. Vor allem ist es innerhalb kürzester Zeit gelungen, den Zivildienst in Deutschland komplett auszusetzen, ohne dass es zu nennenswerten Problemen gekommen wäre. Daneben haben wir es gemeinsam geschafft, Strukturen für einen neuen Freiwilligendienst auf Bundesebene zu schaffen, der mit Mitteln ausgestattet wurde, die für den Einsatz von bis zu 35.000 Freiwilligen im Jahr ausreichen. Immerhin war es in der Kabinettsklausur am 7. Juni 2010, also vor nur etwas mehr als einem Jahr, als der damalige Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg die Aussetzung der Wehrpflicht das erste Mal vorgeschlagen hat. Und nun leisten bereits mehrere tausend Freiwillige auf der Grundlage eines vom Deutschen Bundestag verabschiedeten Gesetzes den Bundesfreiwilligendienst und machen dort wichtige Erfahrungen. Besonders freut mich, dass diese Entwicklung durch einen sehr konstruktiven Dialog mit den zivilgesellschaftlichen Trägern und Verbänden der Wohlfahrtspflege begleitet wurde, so dass der Bundesfreiwilligendienst nun auf allseitige Unterstützung bauen darf.
Der Bundesfreiwilligendienst wird nun auch im Sport angeboten und stellt sich neben eine mittlerweile über zehn Jahre entwickelte, qualitativ hochwertige und fest verankerte Säule, nämlich das FSJ im Sport. Wie kann aus Ihrer Sicht ein ausgewogenes Miteinander von BFD und FSJ sicher gestellt werden?
Das Bundesfreiwilligendienstgesetz ist darauf ausgelegt, eine gleichmäßige Entwicklung von Bundesfreiwilligendienst und Jugendfreiwilligendiensten zu gewährleisten. Der Bundesfreiwilligendienst bietet dort Raum für bürgerschaftliches Engagement, wo die Jugendfreiwilligendienste kapazitätsmäßig an ihre Grenzen stoßen. Die Träger von FSJ und FÖJ berichten seit mehreren Jahren von doppelt so vielen Bewerberinnen und Bewerbern wie Plätzen, auch im Sport. Mit dem Bundesfreiwilligendienst können wir nun allen Bewerberinnen und Bewerbern einen Platz zur Verfügung stellen. Jetzt gilt es, den neuen Dienst so gut wie möglich bekannt zu machen. Träger und Einsatzstellen haben die Möglichkeit, bei ihrer Werbung um Freiwillige auf die aktuell laufende Informationskampagne des Bundes zurückzugreifen.
Wenn Sie in die Zukunft schauen, wie und wohin wird sich der Bundesfreiwilligen-dienst in den nächsten (fünf) Jahren entwickeln?
Eine Prognose für die nächsten fünf Jahre aufzustellen, wäre zum jetzigen Zeitpunkt, so kurz nach dem Start des Bundesfreiwilligendienstes, noch zu früh. An einem Punkt bin ich sicher: Für die Freiwilligen und ihre Einsatzstellen, weitgehend auch für die Träger werden beide Rechtsformen ineinander fließen. In ein paar Jahren werden es zwei Förderschienen für ein gemeinsames Anliegen sein.
(Quelle: dsj-intern)