DOSB bereitet eine „neue Engagementpolitik“ vor

Die Bedeutung und Wertschätzung von Ehrenamt und freiwilligem Engagement sind in den vergangenen Jahren gestiegen und haben sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit nachhaltig verändert.

Viele Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich.
Viele Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich.

Das zeigen unter anderem die Ergebnisse des nationalen Freiwilligen-Survey des Bundesfamilienministeriums oder der Sportentwicklungsberichte des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Als Dachorganisation hat sich der DOSB zum Ziel gesetzt, neue Entwicklungen in der Engagementpolitik aktiv mitzugestalten.

Auf der Seite der Engagierten und ihrer zivilgesellschaftlichen Organisationen führt das wachsende Interesse am Engagement zu einem neuen Selbstverständnis. Die öffentliche Hand erhofft sich Entlastungen durch eine starke und aktive Zivilgesellschaft. „Die großen Herausforderungen, denen sich Politik und Gesellschaft gegenüber sehen - sei es Integration, demografischer Wandel, Reform des Bildungswesens oder Umbau des Sozialstaats – kann der Staat nur zusammen mit einer aktiven und engagierten Bürgergesellschaft erfolgreich bewältigen“, heißt es in einem Eckpunktepapier des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement (BBE). Die Bundesregierung plant deshalb einen nationalen Engagementplan.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist zu lesen, man wolle „geeignete Rahmenbedingungen schaffen und positive Anreize dafür setzen, damit mehr Menschen Verantwortung für andere übernehmen – auch außerhalb der eigenen Familie“.

Sport bleibt größter Träger des Ehrenamtes

Nach wie vor ist der gemeinwohlorientierte Sport der größte Träger von Ehrenamt und Engagement. Er könne von den Entwicklungen profitieren, gelänge es dem Sport, die Trends aufzunehmen und in seine Arbeit zu überführen, sagt Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung. „Unsere Aufgabe ist es, neue Potentiale und Handlungsmöglichkeiten, die sich aus den Aktivitäten und Diskussionen auf nationaler oder europäischer Ebene ergeben, für Sportvereine zu übersetzen und so für sie nutzbar zu machen.“ Denn trotz der erfreulichen Zunahme an öffentlicher Aufmerksamkeit für freiwilliges Engagement im Allgemeinen lasse sich auf der anderen Seite feststellen, dass die Ausübung eines „klassischen“ Ehrenamtes, also Funktionen im Sinne eines gewählten Amtes, unattraktiver geworden ist.

Jugend will soziale und berufliche Kompetenzen erwerben

Das hat verschiedene Gründe: Vereine beklagen hohe bürokratische Hürden, die ohne spezielles Fachwissen kaum zu überwinden sind. Potenzielle Interessierte schreckt das ab. Oft fehlt die Zeit oder die Bereitschaft, Aus- und Fortbildungen wahrzunehmen, um dem Amt gewachsen zu sein. Und schließlich wird in einer zunehmend mobilen Gesellschaft, die Chance kleiner, regelmäßig „vor Ort“ präsent zu sein.

Die Fußball-WM 2006 in Deutschland hat auf der anderen Seite gezeigt: Die Organisatoren konnten sich vor interessierten „Volunteers“ kaum retten. Das Beispiel verdeutlicht, dass die Attraktivität eines Angebots auf überschaubaren Zeiträumen in einem thematisch und räumlich definierten Umfeld beruht. Dazu kommt im genannten Fall persönliches Interesse, verbunden mit sozialer Anerkennung und gesellschaftlicher Wertschätzung. Die Sportjugenden haben sich diese Erkenntnis schon früh zunutze gemacht. „Juniorteams“ sollen junge Menschen für freiwilliges Engagement und schließlich auch für die Verbandsarbeit gewinnen. Junge Menschen erkennen ihrerseits in dieser Tätigkeit die Chance, ihr Netzwerk auszubauen und neue soziale oder auch berufliche Kompetenzen zu erwerben.

DOSB plant Arbeitstagung „Neue Engagementpolitik“

Unter dem Titel „Neue Engagementpolitik“ plant der DOSB im Oktober 2010 eine Arbeitstagung, die das komplexe Politikfeld von Ehrenamt und Engagement in konkretes Handeln überführen soll. „In der Tagung, die sich an Hauptberufliche in Sportorganisationen richtet, wollen wir mit unseren Mitgliedsorganisationen gemeinsam erarbeiten, wie der Sport seine Leistungen für die Gesellschaft auf diesem Gebiet sichtbar machen kann“, sagt  Karin Fehres, Direktorin Sportentwicklung des DOSB. „Dazu möchten wir von unseren Mitglieds-organisationen schon im Vorfeld erfahren, welche Aktivitäten sich durch innovative engagement-politische Strategien auszeichnen.“ Danach stelle sich die Frage, so Fehres, „welche Maßnahmen und Programme für Organisationsprozesse genutzt werden können“. Dabei gehe es „ganz praktisch“ um Ansprache und Motivation von Zielgruppen, die Gewinnung und Bindung von Menschen für ein Engagement im Verein und ihre Qualifikation.

Flankierende Maßnahmen zu einer „neuen Engagementpolitik“ des DOSB sind schon wirksam. Der DOSB, dessen Vorgänger Deutscher Sportbund Mitbegründer des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement (BBE) war, wird dort seit der letzten Wahl im November 2009 von Heiner Brandi (LSB Berlin) vertreten. In den Arbeitsgruppen des BBE sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DOSB delegiert. Mit welchen Inhalten sich die Delegierten in den einzelnen Arbeitsgruppen beschäftigen, können Interessierte auf den Internetseiten des BBE unter www.b-b-e.de erfahren. Zudem hält die Dachorganisation engen Kontakt zu den Herausgebern des Freiwilligen-Survey, der Kampagne „Geben gibt“ und bereitet ihre Teilnahme an der Internetplattform www.engagiert-in-deutschland.de vor.

Kooperation mit Foschungszentren angestrebt

Intensivieren möchte der DOSB in Zukunft die Kooperation mit Forschungszentren, die sich mit dem Thema Ehrenamt und Engagement befassen. Dies sind vor allem das Centrum für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) an der Universität Heidelberg und das Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement (ForBE) in der Humboldt-Universität zu Berlin.

Der „Preis Pro Ehrenamt“, der im Dezember 2009 zum zehnten Mal vergeben wurde, soll auch zukünftig vom DOSB ausgeschrieben werden. Informationen und Bewerbungsformulare zum „Preis Pro Ehrenamt“ werden ab August unter Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.ehrenamt-im-sport.de veröffentlicht.


  • Viele Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich.
    Viele Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich.