Ehrenamt stärken

Der Deutsche Olympische Sportbund und der Deutsche Kulturrat bewerten Engagementstrategie des Bundes.

Um der sinkenden Engagementquote zu begegnen, sollten gerade junge Menschen für das Ehrenamt gewonnen werden. Foto: LSB NRW
Um der sinkenden Engagementquote zu begegnen, sollten gerade junge Menschen für das Ehrenamt gewonnen werden. Foto: LSB NRW

Der Deutsche Olympischer Sportbund (DOSB) und der Deutsche Kulturrat haben in einem gemeinsamen Pressegespräch die Engagementstrategie der Bundesregierung bewertet und Vorschläge zur Stärkung des Ehrenamts in Sport und Kultur gemacht.  

Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung, sagte: „Ehrenamt wird in Sonntagsreden oft beschworen, aber in der Realität hat sich für Ehrenamtliche in den letzten Jahren kaum etwas verbessert. Die Herausforderungen, für Sport und Kultur Ehrenamtliche zu gewinnen und zu halten, werden stattdessen immer größer. Der Sport weist weiterhin die höchste Engagementquote auf, allerdings ist diese in den vergangenen Jahren spürbar gesunken. Es ist eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft, das Ehrenamt zu mobilisieren und das Engagement im Sport und in der Kultur zu stärken.“ 

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, sagte: „Bürgerschaftliches Engagement ist sowohl im Kultur- als auch im Sportbereich unverzichtbar: Das aktive gemeinsame Schaffen in Kultur- und Sportverein ist mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Oftmals sind Vereine Träger von Kultureinrichtungen vor Ort. So wird die Mehrzahl der kleineren Museen nicht staatlich, sondern von bürgerschaftlichem Engagement getragen. Auch in der Soziokultur und in vielen Bereichen des kulturellen Amateurschaffens ist das ehrenamtliche Engagement essenziell. Aktuell stellen sich zahlreiche Herausforderungen, u. a. gilt es den Generationenwechsel im Engagement zu begleiten und die Anerkennungskultur zu stärken. Dafür sollte die Politik die Kompetenz der Verbände stärker einbeziehen.“ 

Im Rahmen der Verbändeanhörung haben DOSB, Deutscher Kulturrat und die Deutsche Sportjugend (dsj) ausführliche Stellungnahmen zur Engagementstrategie verfasst, die unter folgenden Links abrufbar sind: 

DOSB-Stellungnahme zur Engagementstrategie

Stellungnahme des Deutschen Kulturrats zur Engagementstrategie

dsj-Stellungnahme zur Engagementstrategie

In seiner Stellungnahme hebt der DOSB folgende Schwerpunkte hervor: 

1. Bildung und Qualifizierung im und für das Engagement 

Sportvereine haben eine hohe Bedeutung als Sozialisationsräume, in denen nicht nur Sport betrieben wird, sondern auch vielfältige gesellschaftliche Anliegen gelebt und umgesetzt werden. Um dieser Funktion gerecht zu werden, sind ausreichend qualifizierte und erfahrene Engagierte, insbesondere ehrenamtliche Trainer*innen, Übungsleiter*innen und Vereinsvorstände, erforderlich. Wir empfehlen daher die Förderung von Qualifizierung für Ehrenamt und langfristiges Engagement sowie die Stärkung der Strukturen in den Verbänden für die Aus- und Fortbildung. 

2. Entlastung von Bürokratie / Steuerliche Erleichterungen für das Ehrenamt 

Die Verantwortlichen in Sportvereinen sehen sich zunehmend mit bürokratischen Vorgängen und Unsicherheiten konfrontiert. Der DOSB fordert gezielte Maßnahmen für einen Bürokratieabbau im Ehrenamt und eine bessere Rechtssetzung durch den Bund. Steuerrechtliche Erleichterungen könnten das ehrenamtliche Engagement in den Sportvereinen stärken und attraktiver machen. 

3. Bindung und Gewinnung für langfristiges Ehrenamt und Engagement 

Der DOSB betont die Notwendigkeit, langfristiges Engagement im Sport zu fördern. Hierzu sollten Unterstützungsmaßnahmen entwickelt werden, die das langfristige Engagement in den Fokus nehmen und Modelle zur Vereinbarkeit von Engagement bei begrenzten zeitlichen Ressourcen erproben. 

4. Angebote und Einbindung von unterrepräsentierten Zielgruppen 

Der Rückgang von Engagierten im Sport betrifft insbesondere unterrepräsentierte Gruppen wie Menschen mit Migrationshintergrund, bildungsfernere Gruppen und Frauen. Der DOSB empfiehlt die Aktivierung der Engagementbereitschaft dieser Zielgruppen durch spezifische Modelle und eine Stärkung bestehender Programme wie "Integration durch Sport". 

5. Anerkennung und Wertschätzung für Engagierte 

Die Bestätigung und Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit hat eine zentrale Bedeutung und sollte sich vor allen Dingen an der Motivationslage und den Bedürfnissen der Engagierten ausrichten. Die Vergabe von Rentenpunkten bei mehrjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit oder die Anerkennung einer ehrenamtlichen Tätigkeit als Bildungsurlaub können zu einer Stärkung des Ehrenamts beitragen. 

6. Förderung von digitalem Engagement 

In Ergänzung zum traditionellen Engagement können Modellprojekte Möglichkeiten des digitalen Engagements oder auch digitaler Unterstützungsmechanismen ausloten, auch um Impulse für ein neues, effizientes und zufriedenstellendes Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt zu erarbeiten und neue Rollen im Rahmen von zeitlich/oder inhaltlich begrenztem Engagement in den Vereinen auszutesten. 

(Quelle: DOSB/Deutscher Kulturrat)


  • Um der sinkenden Engagementquote zu begegnen, sollten gerade junge Menschen für das Ehrenamt gewonnen werden. Foto: LSB NRW
    Jugendliche und junge Erwachsene in einer Sporthalle beim Sport Foto: LSB NRW