Freiburger Kreis: Sportclubs geraten in die Zwickmühle

Das Frühjahrsseminar des Freiburger Kreises (FK) in Darmstadt beschäftigte sich mit Controlling, Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Sportverein.

Geld für notwendige Sanierungsmaßnahmen zu erhalten, wird für Sportvereine immer schwieriger. Foto: picture-alliance
Geld für notwendige Sanierungsmaßnahmen zu erhalten, wird für Sportvereine immer schwieriger. Foto: picture-alliance

Finanzen und Finanzierung, dazu Kontrolle der wirtschaftlichen Grundlage, gewinnen existenzielle Qualität. Das wurde beim Frühjahrsseminar des Freiburger Kreises (FK), der Arbeitsgemeinschaft größerer deutscher Sportvereine, vom 10. bis 12. Mai in Darmstadt (Veranstalter SG Arheilgen) offenbar. Weniger Geld von der Öffentlichen Hand (selbst in Not), schwierigere Sponsorensuche, kaum mehr Mäzenatentum: Immer häufiger sind die Clubs auf Eigenleistung, Fremdfinanzierung (Kredite, Mitglieder-Spenden) und pfiffige Geschäftsmodelle (Stiftungen) angewiesen. Nicht selten heißt das auch Verschuldung, um modernen Ansprüchen des Marktes an Sportanlagen sowie dem Druck privater Anbieter gerecht zu werden.

Im steuerlichen Bereich, auf dem Kreditsektor und im Sportstättenbau türmen sich Risiken. Sanierungs- und Neubau-Stau werden in Deutschland konservativ weit über 42 Milliarden Euro geschätzt. Davon entfallen auf die Kommunen 35 Milliarden Euro - Tendenz steigend. Eine interne Umfrage des Vorstandes unter den 164 FK-Vereinen verriet, dass diese in den nächsten fünf Jahren 27,3 Millionen Euro für Sanierung (Eigenmittel 56 Prozent) und 36 Millionen Euro für Neubauten (Eigenmittel 56 Prozent) ausgeben möchten.

Angesichts der weltweiten Finanzkrise sind Banken bei der Kreditvergabe - Basel III, - an die Kandare gelegt und vorsichtiger. Erschwerend kommt hinzu, dass Sportanlagen - besonders Hallen und Plätze - oft nicht als Sicherheit taugen. Deren Wiederverkaufswert ist uninteressant.

Regelmäßiger Dialog zwischen Banken und Vereinen

Michael Mahr, Vorstandsmitglied der Volksbank Darmstadt Kreis Bergstraße, führte etwa 125 Delegierten aus 58 Vereinen beim FK-Seminar in Darmstadt vor Augen, wie defensiv Banken heute die Geldvergabe an Sportvereine regeln: „Den Kredit auf die blauen Augen gibt es nicht mehr.“ Da eindeutige Rating-Kriterien fehlen, zählen neben Fakten (aktueller Finanzstatus, Schuldenstand) Vertrauen, die Bedeutung des Vereins, Organisationsstruktur, Nachhaltigkeit der Vorstandsarbeit, Mitgliedertreue (Fluktuation), nachhaltiges Sportangebot und Erfolge. Mahr: „Es gibt kein spezielles Rating für Vereine.“ Mittelstandsrating aus der Wirtschaft werde umgedeutet.

Für Banken ist Vereinsfinanzierung nachrangig. Bei der Volksbank Darmstadt zum Beispiel machen Kredite ein Prozent des Portfolios (Geschäfts) aus. Für Vereine sind Banken ein wichtiger Partner. Die Clubs bewegen sich in einem Teufelskreis: Kommunale Geldgeber und Geldinstitute verlangen bei der Vergabe von Zuschüssen und Krediten einen erklecklichen Eigenanteil und Sicherheiten. Viele Bewerber können schon die Eingangshürde nicht stemmen.

Mahr: „Je professioneller der Auftritt, umso größer die Chance.“ Heißt, Banken erwarten sorgfältige Aufbereitung der Unterlagen, des Projekts und des Finanzkonzepts. Saubere, transparente Zahlen, die vorhandene Belastungen und den wirtschaftlichen Spielraum  (Liquidität) einbeziehen. Bankkaufmann Mahr rät Vorständen von Vereinen mit Liegenschaften zum regelmäßigen Dialog mit der Hausbank und Rating-Gesprächen. Das schafft Vertrauen, Transparenz und Sicherheit.

Effiziente Steuerung ist absolute Pflicht

Der Kölner Unternehmensberater Michael Rosenbaum mahnte: „Die Handlungsperspektive, die man hat, wird immer schlechter. Eine effiziente Steuerung ist absolute Pflicht der Vereinsführung.“ Insolvenzgefahr mildert die Regie, die haftet, wenn sie zu große Freiräume für die Abteilungen vermeidet. Für ihn sind Problembereiche auch: Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeit und Mitglieder, Trendhörigkeit und Auswüchse im Wettkampf- und Leistungssport. Bürokratie sowie wirtschaftliche Sorglosigkeit wirken existenzbedrohend. Rosenbaum sieht mit Sorge, dass Risikomanagement in Vereinen und Verbänden die Sportentwicklung erdrücken.

Solide Vereinsentwicklung verknüpft er mit realistischer Bedarfs- und Mitgliederanalyse, „alle drei Jahre eine Mitgliederbefragung“, ehrlicher Finanzkontrolle (betriebswirtschaftliche Spielregeln) und mit der Orientierung an guten Praxis-Beispielen. „Patentrezepte gibt es nicht“, hob er auf lokale und strukturelle Unterschiede eines jeden Vereins in seinem Umfeld ab.

Transparente Steuerung verlangt eine moderne Satzung, ein Leitbild und klare Strategien: Qualitätsmanagement, Finanzcontrolling, angemessenes Angebot, ordentliche Sportstätten, Identifikation der Mitglieder (Bindung). Horst Lienig (Stuttgart, Steuerberater und zweiter Vorsitzender des FK, unterstrich: „Die Satzungen werden künftig mehr denn je von den Finanzbehörden überprüft. Satzungen gehören alle fünf Jahre überarbeitet.“ Manager Rosenbaum riet an Reserven und Rücklagen zu denken und neue Förderquellen zu überlegen: Fördervereine, Kooperationen, Merchandising, Stiftungen). „Nicht alles hat mit Finanzen zu tun, aber später hat es finanzielle Auswirkungen“, zitierte er eine goldene Regel.

(Quelle: DOSB/Hans-Peter Seubert)


  • Geld für notwendige Sanierungsmaßnahmen zu erhalten, wird für Sportvereine immer schwieriger. Foto: picture-alliance
    Geld für notwendige Sanierungsmaßnahmen zu erhalten, wird für Sportvereine immer schwieriger. Foto: picture-alliance