Klimaschutz im Sport (4): Umweltcheck für Vereine

In einer zehnteiligen Reihe stellt der DOSB anhand verschiedener Praxisbeispiele aus dem Sport mögliche Ansatzpunkte für Klimaschutz vor und ruft zu mehr Engagement auf.

Flugplätze sind oft wertvolle Flächen für den Naturschutz. Foto: picture-alliance
Flugplätze sind oft wertvolle Flächen für den Naturschutz. Foto: picture-alliance

Umweltmanagementprogramme sind auch im Sport auf dem Vormarsch. Luftsport, Golf und der Landessportverband Schleswig-Holstein sind die Vorreiter. Im Umwelt- und Naturschutz ist eine Vielzahl von Regelungen zu beachten, die insbesondere ehrenamtliche Vereinsvorstände vor große Herausforderungen stellen. Gleichzeitig ist die öffentliche Aufmerksamkeit für Klima-, Umwelt-, Natur- und Artenschutz auch bei den Sportvereinen angekommen, sei es durch die eigenen Mitglieder oder sei es durch Nachbarn, Kommunen und Medien. 

Steigende Kosten für Energie, Wasser und Abfall lassen zahlreiche Vereinsvorstände über Einsparmöglichkeiten durch Umweltinvestitionen nachdenken. Da war es naheliegend, ganzheitliche Umweltmanagementprogramme für Sportarten und Sportvereine zu entwickeln, die beispielsweise auch Vorgaben der Europäischen Union standhalten. Auch die vereinsinterne Kommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit werden mit verbessert. 

Seit Ende der 1990er Jahre setzt sich der Luftsport intensiv mit der Thematik auseinander. Flugplätze, Flugbetrieb und Werkstätten stellten und stellen Vereinsmanager vor unterschiedliche, wie komplexe Aufgaben. Flugplätze sind wertvolle Flächen für den Naturschutz, oft mit Biotopen für seltene Pflanzen und Tiere. Wie werden hier Motorflugzeuge richtig betankt? Wo sind Gäste auf dem Flugplatz willkommen? Wie und wo muss gleichzeitig Gefährdungen für Mensch und Natur vorgebeugt werden? 

Mit der Blauen Flagge Luftsport entwickelte der Deutsche Aeroclub (DAeC), zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung, ein erstes, einfaches Umweltmanagementprogramm. „Natur- und Umweltschutz auf dem Flugplatz sollte selbstverständlich werden. Pinsel und Farben im Marmeladenglas oder marode Benzinkanister sollten der Vergangenheit angehören. Vereine sollten vor Rechtsverstößen aus Unkenntnis bewahrt werden“, erinnert sich der Biologe Wolfgang Scholze an die Anfänge seiner Tätigkeit beim DAeC. 

Gefördert durch das Umweltministerium Schleswig-Holstein und seit 2010 auch durch das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium, entwickelte sich ein bundesweites Kooperationsprojekt. Projektpartner sind der DAeC und der Deutsche Modellfliegerverband (DMFV) im Sport-Audit Luftsport. Weiterer Partner ist der Landessportverband Schleswig-Holstein, der mit Hilfe des Landesumweltministeriums das Sport-Audit Schleswig-Holstein entwickelte, als Plattform für mehr Klima- und Umweltschutz im Sportverein. Rund 50 Vereine aus allen Sportarten, die eigene Sportstätten oder Natur und Umwelt nutzen, haben das Sport-Audit Schleswig-Holstein und seine Vorläufer mittlerweile durchlaufen. 

Ein Zertifikat für jede Stufe auf der Leiter

Entschließt sich ein Verein zu einer Auditierung geht es Stück für Stück voran, oder nach dem Prinzip von Check und Stepp eine vierstufige Leiter hinauf. Auf jeder Stufe erhält der Verein ein Zertifikat. Ohne Druck können nach und nach Fortschritte im Umwelt-, Klima- und Naturschutz sowie im Vereinsmanagement und der Öffentlichkeitsarbeit erzielt werden. 

Audit steht dabei als Begriff für eine regelmäßige Überprüfung, nach dem Lateinischen audire für hören und audit - er, sie es hört. Checklisten, die regelmäßig abgearbeitet werden, sind die Grundlage. „Den Papiertiger bändigen“ ist dafür die Maxime, so Sven Reitmeier, Umweltbeauftragter des Landessportverbandes Schleswig-Holstein. Jeder Verein bearbeitet nur das, was ihn betrifft, gegliedert nach Sportarten, Sportmedium oder umweltrelevante Aktivitäten: Wasserrecht für Wassersportler, Luftrecht für Luftsportler oder Umweltrecht und Naturschutz für alle, die draußen unterwegs sind. 

Das europäische Schutzgebietsnetz „Natura2000“ ist dabei für viele ein Thema, ebenso wie die Europäische Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Wie kann Sport in geschützten Lebensräumen für Tiere und Pflanzen weiter ausgeübt werden? Kletterer, Reiter, Flieger und Wasserratten müssen hier wissen, was sie wann dürfen und was nicht, bzw. was sie zu beachten haben. Auch für den Klimaschutz kann in Vereinsheimen viel getan werden. Mit verbesserter Isolierung und moderner Heiztechnik lässt sich gleichzeitig viel Geld sparen. Gleiches gilt für die Bewässerung von Sportplätzen.

Arbeitsrecht und berufsgenossenschaftliche Regelungen sind für alle Vereine von Bedeutung, auch wenn sie nur einen Platzwart auf 400 Euro-Basis beschäftigen. Reinigungskräfte müssen regelmäßig im Umgang mit Reinigungsmitteln geschult werden. Gefahrstoffverordnung und Arbeitsschutz sind auch in Vereinswerkstätten zu beachten. Feuergefährliche Kleber oder Lö-sungsmittel dürfen eben nicht neben der Schleifmaschine oder dem Heizstrahler lagern. „Insbesondere bei der Information über alle Arten von Rechtsfragen schützt die Auditierung Vereinsvorstände auch vor Gerichtsverfahren und Strafen durch Rechtsverstöße, die aus schlichter Unwissenheit begangen werden“, unterstreicht Sven Reitmeier. 

Die Checklisten werden von der auditierenden Fachstelle geprüft. Regelmäßige Workshops vertiefen die Audit-Inhalte. Auch der Austausch von Know-how steht auf dem Programm. Wie stark ist das Argument des Bestandsschutzes, wenn Sportstätten etwa im Hochwasserschutzgebiet liegen und trotzdem weiterbetrieben werden sollen? Wie kann mit dem sogenannten Verschlechterungsverbot umgegangen werden, wenn zur Diskussion steht, ob zum Beispiel Luft- oder Wassersport seltene Tiere oder Pflanzen gefährden? „Sportvereine fit zu machen für Verhandlungen mit Landespflegebehörden, Kommunen oder Naturschutzverbänden ist ein wesentlicher Teil des Audits“, so Wolfgang Scholze. 

Kooperationsvertrag zum Fliegen im Einklang mit der Natur

Der Luftsport kann da auf beachtliche Erfolge verweisen. So gelang es zum Beispiel, dass Luftsportler weiterhin auf dem Berg der Flieger, der 900 Meter hohen Wasserkuppe, mitten im Biosphärenreservat Rhön starten und landen dürfen – mit einem Kooperationsvertrag zum Fliegen im Einklang mit der Natur. 

Die ersten drei Checkstufen umfassen alle für Verein und Sportart relevanten Umweltanforderun-gen, ergänzt durch Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Darüber hinaus wird ein Qualitätsmanagement eingeführt. Der Umgang mit Gästen und Interessenten wird verbessert, ebenso wie die Kommunikation unter den Mitgliedern. Vereinsflyer, Homepage, Gästebuch, interne Webseiten, Foren oder auch nur eine Festlegung, wer sich um Besucher kümmert, werden initiiert. 

Abschluss der Auditierung auf Verbandsebene ist die Stufe vier, in der Leitbild und Ziele für den Klima-, Natur- und Umweltschutz formuliert werden. Gleichzeitig verpflichtet sich der Sportverein, Checklisten regelmäßig zu aktualisieren und Beauftragte zu vertiefenden Workshops zu entsenden. Die Audit-Fachkräfte der Sportverbände kommen in den Verein zu Überprüfungen. Die Verleihung der Zertifikate im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung mit Medien und Multiplikatoren schließen das Auditierungsprojekt ab. 

Begutachtung als Wettbewerbsvorteil

Höhere Ziele können aber auch noch realisiert werden. In einer fünften Stufe kann die international gültige Auditierung nach dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) oder nach der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 erreicht werden. Diese Begutachtung lohnt, wenn etwa Wettbewerbsvorteile angestrebt werden. Die EMAS-Auditierung ist weniger mit zusätzlichen Anforderungen verbunden als mit höheren Kosten. Ein externer, zugelassener und unabhängiger Gutachter muss beauftragt werden. 

Einen von der Programmidee ähnlichen Weg geht der Deutsche Golf Verband (DGV). Er hat 2005 eine eigene Zertifizierung mit dem Umweltprogramm Golf und Natur aufgelegt. Golf und Natur beruht auf dem Prinzip der gelenkten Eigeninitiative, auf der Basis einer Soll-Ist-Erhebung. Programmschwerpunkte sind Natur und Landschaft, Pflege und Spielbetrieb, Arbeitssicherheit und Umweltmanagement sowie Öffentlichkeitsarbeit und Infrastruktur. Vorgegangen wird, ähnlich wie beim Luftsport, mit Checklisten, Workshops und Besuchen bei den Golfanlagen. 

Die Beteiligung des Greenkeeper Verband Deutschland (GVD), dem Berufsverband der Rasenpflegekräfte auf den Golfanlagen und die wissenschaftliche Begleitung durch die Rasen-Fachstelle der Universität Hohenheim, kennzeichnen einen zentralen Punkt des Umweltprogramms: Die gute fachliche Praxis für eine zeitgemäße Pflege der Grünflächen setzt sehr viel Fachwissen und ständige Weiterbildung voraus.

Ressourcenschonende Golfplatzpflege

Ziel ist eine umweltfreundliche, ressourcenschonende Golfplatzpflege, die Erhaltung der Artenvielfalt in den großen, wenig genutzten sogenannten Extensivbereichen und nach Möglichkeit auch eine Vernetzung mit den, den Golfplatz umgebenden, Landschaftsstrukturen. Gefördert werden aber auch ein konstruktiver Dialog mit Behörden und die Information der Öffentlichkeit.

Vom DGV vergeben werden Zertifikate mit Bronze-, Silber- und Gold-Standard. Die Grundsätze eines Umweltmanagementsystems erfordern einen geregelten Programmablauf und eine nachvollziehbare Zertifizierung. Deshalb ist bei der Silber- und Gold-Zertifizierung auch die DQS, die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen, als unabhängiger, anerkannter Partner mit vor Ort. Beim Gold-Zertifikat kommt, ähnlich der fünften Stufe der Luftsport- und Landessportverbandes-Zertifizierung, die ISO 14001 Norm zur Anwendung. 

„Golf ist ein wunderbarer Sport für alle Altersgruppen – auch weil er in der Natur stattfindet. Deshalb kann eine nachhaltige Entwicklung des Golfsports nur mit der Natur erfolgen. Dem dient das DGV-Programm Golf und Natur – für mehr Umweltqualität, mehr Spielfreude und mehr Zukunft“, so Marc Biber, beim DGV für das Umweltprogramm Golf und Natur zuständig.

Seit dem Start des Umweltprogramms in 2005 wurden in Deutschland 66 Golfanlagen mit Zertifikaten aufgezeichnet, ein knappes Drittel sogar mit dem Gold-Standard. Über 100 Anlagen nehmen an Golf und Natur teil. Der Golf- und Country Club Seddiner See in Brandenburg erreichte Anfang 2011 im Wettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) „Klimaschutz im Sportverein“ einen dritten Platz, verbunden mit 1.000 Euro Prämie.

(Autor: Bernd-Olaf Hagedorn)


  • Flugplätze sind oft wertvolle Flächen für den Naturschutz. Foto: picture-alliance
    Flugplätze sind oft wertvolle Flächen für den Naturschutz. Foto: picture-alliance
  • Der Deutsche Golf Verband zertifiziert Golfplätze mit dem Programm "Golf und Natur". Fotos: picture-alliance
    Der Deutsche Golf Verband zertifiziert Golfplätze mit dem Programm "Golf und Natur". Fotos: picture-alliance