Klimaschutz im Sport (6): Klimafreundliche Großveranstaltungen

In einer zehnteiligen Reihe stellt der DOSB anhand verschiedener Praxisbeispiele aus dem Sport mögliche Ansatzpunkte für Klimaschutz vor und ruft zu mehr Engagement auf.

 

Sportgroßveranstaltungen produzieren viel Müll. Foto: picture-alliance
Sportgroßveranstaltungen produzieren viel Müll. Foto: picture-alliance

Klimaschutz spielt auch im Sport eine immer größere Rolle. Die Handlungsfelder sind dabei vielseitig: ob energieeffiziente Sportstätten, Ressourcenschutz im Verein, umweltfreundliche Sport(groß)veranstaltungen oder klimafreundliche Verkehrskonzepte. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten aktiv zu werden – sei es auf den Ebenen der Sportverbände, der Vereine oder der Sportaktiven. Dies bringt nicht nur Vorteile für den Klimaschutz, sondern auch für die Sportorganisationen. Hierzu zählen zum Beispiel Kostenersparnisse, Imagegewinn und neue Handlungsmöglichkeiten. Der DOSB hat im Sommer 2009 die Initiative „Klimaschutz im Sport“ gestartet, die vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Ziel ist es, auf die Handlungsmöglichkeiten des Sports in diesem Themenfeld aufmerksam zu machen und entsprechende Aktivitäten anzuregen. Hierzu wurden bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt wie beispielsweise das DOSB-Internetportal www.klimaschutz-im-sport.de, der Förderwettbewerb für Sport-verbände oder der Wettbewerb „Klimaschutz im Sportverein“. In einer zehnteiligen Artikelreihe zeigt der DOSB in den nächsten Monaten anhand verschiedener Praxisbeispiele aus dem Sport mögliche Ansatzpunkte und ruft zu Engagement für den Klimaschutz aufrufen.

Großveranstaltungen gehen nicht nur im Sport mit Belastungen für Klima und Umwelt einher. An- und Abreise von Besuchern und Teilnehmern, große Müllmengen, hoher Energieverbrauch und hoher Fast-Food-Verzehr fallen sofort ins Auge. Aber auch Lärm, Flächenverbrauch oder wenig ökologische Merchandising-Artikel sind nicht zu vernachlässigen. Dem wollen und können Veranstalter vorbeugen. Beispiele mit umfassendem Umweltkonzept sind die Männer-Fußball WM 2006 und die Frauen-Fußball WM 2011 oder auch die Alpine Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen 2011.  

Aber auch abseits des Spitzensportes gibt es gute Beispiele. Der DJK-Sportverband veranstaltete seine letzten beiden Bundessportfesten 2005 und 2010 klima- und umweltfreundlich. Mit weit mehr als einer halben Million Mitgliedern in mehr als 1.100 Vereinen gehört der katholische Bundesverband für Leistungs- und Breitensport zu den großen Sportorganisationen in Deutschland und im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

Handlungsorientierte Umweltkommunikation

6.000 Sportlerinnen und Sportler traten bei den viertägigen Bundessportfesten 2005 in Münster und 2010 in Krefeld an, angefeuert von rund 1.500 Zuschauern. Damit gehören die DJK-Bundessportfeste eindeutig zu Sportgroßveranstaltungen. 

Nicht die Zuschauer, sondern die Teilnehmer, sorgen in diesem Fall für das „Groß“ bei der Großveranstaltung. Groß ist auch das Wettkampfangebot. Mit 18 unterschiedlichen Sportarten und zahlreichen Einzeldisziplinen z.B. beim Schwimmen, im Turnen oder in der Leichtathletik wirken die DJK-Bundessportfeste fast wie eine kleine Olympiade. Mannschaftssportarten wie Fuß- und Handball oder Volley-und Faustball dominieren, aber auch Boule und Schach wird sportlich gespielt. Ein integratives Sport- und Spielangebot für Menschen mit geistiger Behinderung war Teil des Sportfestes in Krefeld.  

Damit ist auch der Organisationsaufwand für das Bundessportfest, das alle fünf Jahre an unterschiedlichen Orten in Deutschland ausgerichtet wird, groß. Trotzdem hat das DJK im Jahr 2005 gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Modellprojekt „Klimafreundliches Bundessportfest 2005 – handlungsorientierte Umweltkommunikation im Sport“ gestartet. 

„Uns ist als kirchliche Sportorganisation gesellschaftliche Verantwortung auch beim Umwelt- und Klimaschutz besonders wichtig. Die Bewahrung der Schöpfung und eine nachhaltige, umweltschonende Lebensweise sollen sich nicht nur in unseren Sportvereinen, sondern auch in unseren Wettkämpfen und Großveranstaltungen niederschlagen. Ökologische Verantwortung soll sichtbar gemacht und kommuniziert werden!“, begründete die Organisatorin und Generalsekretärin des DJK, Stephanie Hofschlaeger, das besondere Engagement.  

Grundlage für die Klimafreundlichkeit war eine Berechnung der CO2-Emissionen durch das gesamte Sportfest. Darin flossen An- und Abreise, Übernachtungen, Pendelverkehre, die Emissionen zum Betrieb des Sportfestes und durch die Rahmenveranstaltungen ein. Auf 499.511 kg CO2 summierte sich die Bilanz durch das 8.000 Teilnehmer-Sportfest, so die Berechnungen durch die beauftragte 3C climate change consulting GmbH.  

Entwicklungsarbeit in der An- und Abreise

Hauptemittent war die Anreise der Sportlerinnen und Sportler. Trotz günstigem Bahn-Ticket wird für Stephanie Hofschlaeger immer noch zu häufig auf das Auto zurückgegriffen. Mit 40% PKW-Fahrern, 40%-Busnutzern und 20% Bahnreisenden hat das 2005er Projekt gerechnet. Mit 336.517 kg CO2 fiel denn auch der größte Teil der durch das Sportfest hervor gerufenen Klimagase im Verkehrsbereich an. Auf die PKW-Nutzung fiel davon mit 168.139 kg CO2 rund die Hälfte des Kohlendioxid-Ausstoßes. Die 20%-Bahn-Nutzer verursachten mit gut 40.000 kg CO2 nur ein Viertel der Verkehrsemissionen. Zweitgrößter Brocken bei den CO2-Emissionen waren die Übernachtungen mit 116.375 kg CO2. Dann folgten die 29 Sportstätten (40.736 kg CO2) und der Pendelverkehr mit 5.884 kg CO2.  

„Bei der An- und Abreise ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten, sowohl bei den Aktiven als auch bei kreativen und machbaren Konzepten für die Veranstalter. Die Deutsche Bahn hat 2010 die Möglichkeit für ein besonders günstiges Gruppenticket eingeräumt. Leider lohnte sich das aber  finanziell nur für die Teams, die von weither anreisten, und die sich deshalb sowieso schon für die Anreise mit Bus und Bahn entschieden hatten“, stellt Stephanie Hofschlaeger fest. 

An anderer Stelle waren die Bemühungen beim Sportfest 2010 erfolgreicher. Die DJK-Organisatoren fanden eine einfache wie pfiffige Lösung. Veranstaltungsorte und Übernachtungsmöglichkeiten in Krefeld wurde so gewählt und miteinander kombiniert, dass sie von den Aktiven zu Fuss erreicht werden konnten.  

Auch bei der Kompensation für die CO2-Emissionen ließ sich der DJK 2005 etwas einfallen. Der ursprünglich angedachte Kauf von Emissionsberechtigungsanteilen war zu abstrakt und vor fünf Jahren noch nicht vermittelbar. Stattdessen wurden an die Sportfest-Aktiven knapp 2.100 Energiesparlampen als Giveaway verschenkt. Bei 5.000 Stunden Brenndauer sparen die Lampen 363.000 kg CO2 und damit mehr als die An- und Abreise der Sportlerinnen und Sportler an CO2-Emissionen rechnerisch verursachte. Weiteres Goodie war ein 50 Euro Coupon für ein Heizkostengutachten. Darüber hinaus ermöglichte das Sportfest, dass in einer Sportanlage Energieeffizenzmaßnahmen im Rahmen einer Sportstättenanalyse bezuschusst werden konnten.  

Wettbewerb "Klimafreundlicher Sport"

Doch nicht nur mit der Emissionsbilanz wurde das DJK-Bundessportfest 2005 klimafreundlich. Während der Organisationsphase und im Rahmenprogramm wurde ein mit 3.000 Euro dotierter Wettbewerb „Klimafreundlicher Sport“ durchgeführt. DJK-Mitgliedsvereine und Sportler erhielten die Möglichkeit, konkrete Vorschläge und durchgeführte Maßnahmen zum Klimaschutz einzureichen. Drei Gewinner wurden von einer Jury während des Sportfestes prämiert.  

Sieger wurde der Verein DJK Beucherling e.V. aus der Oberpfalz, der mit hoher Eigenleistung ein Vereinsheim im Niedrigenergiestandard realisierte, www.djk-beucherling.de. Auf dem zweiten Platz landete DJK Geeste e.V. aus dem Emsland, der eine energetische Sanierung mit Solarenergienutzung vorweisen konnte, www.sv-djk-geeste.de. U.a. mit Sonnenkollektoren auf den Vereinsgebäuden und einer Brunnenbohrung zur Sportplatzbewässerung erreichte der DJK Grün-Weiß Amelsbühren aus dem Münsterland den dritten Platz, www.djk-gwa.de.  

Ebenfalls zum Rahmenprogramm des Sportfestes 2005 gehörte die Ausstellung Klimaschutz im Sport, die gut besucht in einem Zelt auf dem Münsteraner Schlossplatz zu sehen war. Im Anschluss wurde die Ausstellung noch mehrfach verliehen. Der DJK-Sportverband präsentierte sie 2006 auf dem Katholikentag in Saarbrücken. Unter einer eigenen Webadresse wurde ein viel genutztes Internetangebot als besonderer Punkt der Umweltkommunikation realisiert. Insgesamt wurden beim 2005er Sportfest in Münster 500t CO2 durch zusätzliche Klimaschutzaktivitäten kompensiert, so der Projektabschlussbericht. 

2010 passte der DJK das Umweltkonzept für sein Bundessportfest auch unter Budget-Gesichtspunkten an. Wertvolle Hinweise fanden die Organisatoren in der Broschüre „Green Champions für Sport und Umwelt − Leitfaden für umweltfreundliche Sportgroßveranstaltungen“ von Bundesumweltministerium und DOSB.  

Für An- und Abreise wurden vergünstigte Bahnfahrkarten angeboten oder eine Busreise Nahe gelegt. Vor Ort in Krefeld erhielten die Teilnehmer einen kostenlosen Ausweis für den Öffentlichen Personennahverkehr. Für die Unterkünfte in Hallen und Schulen gab es einen Umwelt-Knigge: Lichter löschen, Wasserhähne zudrehen und laufende Hähne melden. Ergänzend organisiert wurden Kontrollen in den Umkleiden und Übernachtungsquartieren.  

Verzicht auf Einweggeschirr

Besonderes Augenmerk legten die Veranstalter auf den Punkt Verpflegung und Abfall. Alle Aktiven mussten ihr eigenes Besteck sowie Tassen und Teller mitbringen. Wie schon 2005 konnte so auch in Krefeld 2010 auf Einweggeschirr verzichtet werden. Der Caterer, der die Mahlzeiten lieferte, verzichtete auf Portionspackungen. Den Sportlern wurde deshalb ein Verzicht auf Nuss-Nougat-Creme und Joghurt auferlegt.  

Insbesondere mit diesem Punkt zeigte sich Stephanie Hofschlaeger im Nachhinein außerordentlich zufrieden. Selbst in einer Schule mit über 300 Übernachtungsgästen fiel nach dem Frühstück nicht mehr als ein Sack Restmüll an. Auf Wegwerfartikel bei Informationsmaterial und Merchandising verzichtete der DJK ganz und ließ seine Bundesportfest-T-Shirts mit umweltfreundlichen Farben in Deutschland drucken. 

„Schmale Budget fordern die Kreativität ganz besonders. Wir sind froh, bei einem so großen Event wie unserem Bundessportfest, viele Einzelmaßnahmen zum Klima- und Umweltschutz realisieren zu können“, bilanziert Stephanie Hofschlaeger.  

(Autor: Bernd-Olaf Hagedorn)


  • Sportgroßveranstaltungen produzieren viel Müll. Foto: picture-alliance
    Sportgroßveranstaltungen produzieren viel Müll. Foto: picture-alliance