Politik fürs Ehrenamt

Fast acht Millionen Menschen sind ehrenamtlich in Sportdeutschland engagiert. Die Politik sollte sie nicht vergessen, rät Autor Stefan Volknant.

Der Deutsche Fußball-Bund 2020 mit einer Aktion zur Wertschätzung des Ehrenamts. Foto: picture-alliance
Der Deutsche Fußball-Bund 2020 mit einer Aktion zur Wertschätzung des Ehrenamts. Foto: picture-alliance

Doch, es gibt das bürgerschaftliche Engagement von Sportler*innen im Herzen dieser Gesellschaft, ja, es gibt sie noch, die Menschen, die sich engagieren und in Sporthallen und Schwimmbädern einsetzen. Sie tun es meist unauffällig, aber oft seit vielen Jahren überaus zuverlässig. Übungsleitende, Kampfrichter*innen, Betreuer*innen oder Kassierer*innen, Abteilungsleiter*innen und Vorsitzende: Ihre Zahl ist keineswegs gering, sie beträgt fast acht Millionen Menschen und diese halten, lapidar formuliert, den Laden am Laufen. Sie sind unverzichtbar für den Sport-Standort Deutschland und zugleich Garanten der Teilhabegesellschaft.

Kaum irgendwo auf der Welt geht es im Sport so vielfältig zu wie in Deutschland. Es gibt diejenigen, die in Fitness-Studios ihrem Hobby nachgehen, es gibt andere, die ihre Leidenschaft informell etwa im Wald oder in Parks betreiben und es gibt solche, die Gefallen am gemeinsamen Sporttreiben im Sportverein finden. Letztere sind in der Mehrheit. Sie wenige Wochen vor, insbesondere aber auch nach der Bundestagswahl aus den Augen zu verlieren, wäre fatal, denn diese Sport-Mehrheit garantiert ein großes Stück Vielfalt unserer Gesellschaft, was Alter und Geschlecht, Religion und Herkunft, Vermögen und Bildung anbelangt.

Die Hürden zur Übernahme eines Ehrenamtes liegen hoch. Zu altbekannten Schwellen kommen wachsende existenzielle Probleme. So mancher rechnet, ob er sich sein Ehrenamt nach der Coronakrise überhaupt noch leisten kann, zumal dort, wo nicht allein Sportanlagen, sondern auch Hab und Gut durch die Flutkatastrophe zerstört wurden.

Die Betroffenen sind darüber zunehmend frustriert und fühlen sich von Politik und Gesellschaft vernachlässigt. Zu Recht, denn selbst die Wahlprogramme der Parteien scheinen eher routinemäßig und mit lässigen Floskeln und Allgemeinplätzen über die Köpfe von Vereinsmitgliedern und Ehrenamtlichen hinwegzugehen. Dabei braucht es einen Perspektivwechsel, will sagen, die Menschen in den Sportvereinen brauchen breitere politische und gesellschaftliche Unterstützung für das Comeback des Sportvereins, aber auch das Comeback des Ehrenamts.

Die dsj hat anlässlich der im September 2021 anstehenden Bundestagswahl Bedarfe für den Kinder und Jugendsport identifiziert und einen Appell an die demokratischen Bundesparteien und eine zukünftige Bundesregierung gerichtet. Acht Wahlprüfsteine in Form von Fragen hat der DOSB den Parteien übermittelt. Es geht um ein starkes Stück Demokratie. Es geht um den Erhalt der größten zivilgesellschaftlichen Kraft in unserem Land, 27 Millionen Mitgliedschaften in rund 90.000 Sportvereinen, acht Millionen ehrenamtlich und freiwillig Engagierten für den Sport, für die Gemeinschaft.

Bleibt zu hoffen, dass sie gehört werden. Ansonsten besteht, die Gefahr, dass sich viele frustriert abwenden, nicht nur von ihrem Verein, sondern auch von Politik und Gesellschaft.

(Autor: Stefan Volknant, Referent Medien- und Öffentlichkeitsarbeit)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.

 


  • Der Deutsche Fußball-Bund 2020 mit einer Aktion zur Wertschätzung des Ehrenamts. Foto: picture-alliance
    Fußballer auf einem Sportplatz halten ein Banner mit der Aufschrift "Danke ans Ehrenamt" Foto: picture-alliance