ZiviZ-Studie zum "Erfolgsmodell Sportverein"

Der gemeinnützige Sport wird pluraler, vielgestaltiger: Zu diesem Befund kommt die Studie, die die Geschäftsstelle ZiviZ im Stifterverband, gefördert durch den DOSB, erarbeitet hat.

Ältere Gymnastinnen trainieren unter Anleitung einer Trainerin in einer Turnhalle. Foto: picture-alliance
Ältere Gymnastinnen trainieren unter Anleitung einer Trainerin in einer Turnhalle. Foto: picture-alliance

Die Geschäftsstelle „Zivilgesellschaft in Zahlen“ (ZiviZ) im Stifterverband, der
„Datenspezialist zur Zivilgesellschaft in Deutschland“, hat eine Studie erarbeitet, die repräsentative Daten über Vereine, Stiftungen, Genossenschaften und andere gemeinnützige Organisationen in Deutschland auswertet. Damit, so teilt ZiviZ mit, habe erstmals auch der gemeinnützige
Sport vergleichend zu anderen Handlungsfeldern des gemeinnützigen Sektors analysiert werden können.

„Deutschland ist das Land der Vereinsmeier, und man könnte ergänzen: der Sportverein ist der deutsche Verein in Reinform“, heißt es in der Mitteilung. „Vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder getragen, gemeinschaftlich verbunden, Akteur und Bühne kommunalen Lebens, verankert über alle Schichten, Milieus und soziale Gruppen hinweg in der ganzen Bevölkerung - kurz: der Sport ein Sonderfall der organisierten Zivilgesellschaft.“

Aber auch wenn der Sportverein ein Erfolgsmodell sei, gehe der soziale Wandel doch nicht spurlos an ihm vorüber. Denn der Sportverein wandele sich. Außerdem träten an seine Seite neue Mitstreiter im Feld des gemeinnützigen Sports. „Neben den klassischen Sportvereinen entdecken Stiftungen, Bürgerstiftungen, Träger der freien Jugendhilfe und andere den Bereich Sport und Bewegung für ihre jeweiligen Zielsetzungen. Kurz: der gemeinnützige Sport wird pluraler, vielgestaltiger“, so ZiviZ. Zu diesem Befund komme die Studie, die die Geschäftsstelle ZiviZ im Stifterverband, gefördert durch den DOSB, erarbeitet habe und die sich auch in einem zweiten Punkt von anderen vorliegenden Sportstudien unterscheide: In die Analyse gingen nicht nur Daten von Sportvereinen ein, die verbandlich organisiert sind. Vielmehr wurden in der ZiviZ-Studie alle Vereine und anderen gemeinnützigen Organisationen dem Sport zugerechnet, die sich selbst diesem Bereich zuordneten. Dass der so verstandene, weitere Sportbereich keineswegs deckungsgleich mit dem verbandlich organisierten Sportbereich sei, „ist ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie“, so ZiviZ.

Hürde Mitgliedschaft?

Die Studie zeige auch, dass die Mitgliedschaft gleichermaßen Hürde und Potential für die Entwicklung von Sportvereinen sei. „Seltener als in fast allen anderen Bereichen (Kultur, Gesundheit, Soziales u.a.) des gemeinnützigen Sektors kamen Engagierte im Bereich Sport über Eigeninitiative in ein bürgerschaftliches Engagement“, heißt es darin. Zwei Drittel der Engagierten gaben an, für ihr aktuelles Engagement von Anderen angefragt oder geworben worden zu sein. „Eine mögliche Erklärung für diese vergleichsweise hohe Bedeutung netzwerkvermittelter Zugänge ins Engagement mag darin liegen, dass Sportvereine klassische Mitgliederorganisationen sind“, erklärt ZiviZ. „Mitglieder erbringen in Selbstorganisation Leistungen für andere Mitglieder.

Mit anderen Worten: Produzenten und Konsumenten der von Sportorganisationen erstellen Leistungen sind identisch. Was selbstverständlich erscheinen mag ist das keinesfalls. Denn in vielen Engagementbereichen setzen sich Engagierte für Personen und Ziele ein, die außerhalb ihrer Organisation liegen. Das gilt für entwicklungspolitische Organisationen genauso wie für Einrichtungen im Bereich Bevölkerungs- und Katastrophenschutz oder in den Bereichen Soziale Dienste und Gesundheit. Die Gemeinschaft der Mitglieder ist damit das Mobilisierungsreservoir für neue Engagierte, also eine wichtige Ressource für das Vereinsleben.“

Die ausgeprägten Mitgliedschaftsstrukturen von Sportvereinen könnten aber auch eine Hürde für die Gewinnung neuer Engagierter sein. Denn wie sich zeige, täten sich Sportvereine wesentlich leichter, neue Engagierte zu gewinnen, wenn das Engagement nicht notwendig an den Mitgliedschaftsstatus gebunden werde. „Offensichtlich ist ein wachsender Anteil von Engagierten also an einem Engagement interessiert, mit dem nicht gleich eine langfristige gemeinschaftliche Bindung an den Verein eingegangen wird.“

Fließende Ränder des organisierten Sports

Jenseits des weiten Feldes klassischer Sportvereine gebe es ein jüngeres, sehr dynamisches Feld bestehend aus Fördervereinen, Bürgerstiftungen, Trägern der Jugendhilfe, Vereinen, die in der Stadtteilarbeit und anderen Feldern aktiv seien, die ebenfalls den Sport für sich entdeckten, heißt es weiter. „Diese Organisationen sind deutlich seltener verbandlich organisiert. Es entwickelt sich also so etwas wie fließende Übergänge am Rand des gemeinnützigen Sports, die möglicherweise auch gelesen werden können als Entwicklungs- und Kooperationsmöglichkeiten für die klassischen Sportvereine.“

Aufruf zur Beteiligung am ZiviZ-Survey 2016

Um diese und weitere Entwicklungen und Trends des gemeinnützigen Sports verstehen zu können, wird der ZiviZ-Survey alle vier Jahre wiederholt. Die nächste Welle startet in den nächsten Tagen im September. Angeschrieben wird eine Zufallsstichprobe von Vereinen, Stiftungen, Genossenschaften und anderen gemeinnützigen Akteuren. Um möglichst gute Daten und Analysen zur Verfügung stellen zu können bittet ZiviZ alle Angeschriebenen, sich an der Umfrage zu beteiligen. Im Fokus der anlaufenden Befragungswelle stehen für den Sport wichtige Themenschwerpunkte: das Engagement von und für Geflüchtete sowie der Bereich Bildung. Erste Ergebnisse werden im Juni 2017 vorgestellt. 

<media 69831 _blank download "TEXT, Sportstudie-Zivi Z SPortverein, Sportstudie-ZiviZ_SPortverein.pdf, 2.0 MB">Initiates file downloadDie vorliegende Sonderauswertung Sport des ZiviZ-Surveys kann hier als PDF heruntergeladen werden >>></media>

(Quelle: DOSB-Presse Nr. 38, 2016)


  • Ältere Gymnastinnen trainieren unter Anleitung einer Trainerin in einer Turnhalle. Foto: picture-alliance
    Ältere Gymnastinnen trainieren unter Anleitung einer Trainerin in einer Turnhalle. Foto: picture-alliance