Zukunftsforum diskutiert über den traditionellen Sportverein

Mehr als 100 Teilnehmer aus Vereinen und Verbänden haben sich auf dem Zukunftsforum des Landessportbundes (LSB) Bremen mit der Frage „Traditioneller Sportverein – ein Auslaufmodell?“ beschäftigt.

Ehrenamtliches Engagement von Mitgliedern für Mitglieder ist die grundlegende Basis der Arbeit von Sportvereinen. Foto: LSB NRW
Ehrenamtliches Engagement von Mitgliedern für Mitglieder ist die grundlegende Basis der Arbeit von Sportvereinen. Foto: LSB NRW

Prof. Sebastian Braun von der Humboldt-Universität Berlin erklärte in seinem Vortrag, ehrenamtliches und freiwilliges Engagement von Mitgliedern für Mitglieder bleibe die grundlegende Basis der Arbeit von Sportvereinen. Allerdings werde die klassische Vorstellung von Sportvereinen als „Solidargemeinschaften“ immer wieder in Frage gestellt: Gibt es diesen als traditionell bezeichneten Sportverein überhaupt noch?

Auch wenn entsprechende Zukunftsszenarien vielfach einen Sachverhalt überbetonten, so zeichneten sich doch zumindest ambivalente Tendenzen ab, die Perspektiven für ein strukturiertes „Engagement-Management“ in Sportvereinen eröffneten, sagte Braun. So zeige die sportbezogene Sonderauswertung der bundesweit repräsentativ angelegten Freiwilligensurveys von 1999, 2004 und 2009 einerseits die herausgehobene Stellung der Sportvereine für ein freiwilliges und ehrenamtliches Engagement speziell auch im Vergleich zu anderen Engagementfeldern, andererseits hätten gesellschaftliche Veränderungen aber auch in den Sportvereinen ihre Spuren hinterlassen, die sich vor allem in deutlich rückläufigen Engagementquoten ausdrückten und Handlungsbedarfe signalisierten. So gebe es insbesondere bei den 30 bis 39-Jährigen einen dramatischen Einbruch. Qualitative Veränderungen seien vor allem im Strukturwandel vom „alten“ zum „neuen“ Ehrenamt auszumachen, wobei das „neue“ Ehrenamt nicht besser, sondern einfach moderner sei – projektbezogen, zeitlich befristet, an die eigene Biografie angepasst, was bei einem relativ hohen Bildungsniveau (auch bei jugendlichen Ehrenamtlichen) als bürger(schaft)liches Engagement der Mittelschicht gekennzeichnet werden könne.

Anschließend wurden drei Bremer „Leuchtturmprojekte“ als Beispiele für mögliche Veränderungsstrategien für die Vereins- und Verbandsarbeit vorgestellt. Reiner Albrecht berichtete als Vorsitzender des Wassersportvereins Warturm über den Überlebenskampf eines kleinen Vereins mit rund 200 Mitgliedern, von denen rund 75 Prozent älter als 55 Jahre sind. Das Vereinsleben sei praktisch zum Erliegen gekommen. Der Verein nahm deshalb das Angebot der LSB-Bildung an, die Vereinsstrukturen gründlich zu analysieren. Der dadurch in Gang gesetzte Prozess zeitigte mittlerweile erste Erfolge – das Vereinsleben entwickelt sich langsam wieder -, ist aber noch längst nicht abgeschlossen. Weitere Best-Practice-Beispiele waren die Oberschule Eggestedter Straße, in der ein sportorientiertes Qualifizierungsprofil mit Übungsleiter/innen-Ausbildung für die Schüler/innen angeboten wird, sowie der TuS Komet Arsten, in dem der Vorsitzende Andreas Vroom die einzelnen Abteilungen konsequent auf Kostenstellenrechnungen umgestellt und ins-gesamt mehr Transparenz und Kommunikation im Verein geschaffen hat.

Prof. Braun betonte zu den genannten Beispielen, dass die Vereinsanalyse eines der besten Instrumente zur Erhöhung der Zukunftsfähigkeit sei und die Mitnahme der Mitglieder bei Veränderungsprozessen unverzichtbar bleibe. Er begrüßte zudem den Versuch, Schule und Verein konkret zusammen zu bringen.

(Quelle: LSB Bremen)


  • Ehrenamtliches Engagement von Mitgliedern für Mitglieder ist die grundlegende Basis der Arbeit von Sportvereinen. Foto: LSB NRW
    Ehrenamtliches Engagement von Mitgliedern für Mitglieder ist die grundlegende Basis der Arbeit von Sportvereinen. Foto: LSB NRW