„So macht Ehrenamt Spaß!“

Macht Ehrenamt in Corona-Zeiten eigentlich (noch) Spaß, fragt Autor Prpf. Dr. Detlef Kuhlmann.

Corona stellt die Ehrenamtlichen vor große Herausforderungen. Foto: LSB NRW
Corona stellt die Ehrenamtlichen vor große Herausforderungen. Foto: LSB NRW

Ehrenamt soll Spaß machen. Dieser Satz ist leichter geschrieben als erreicht. Das gilt im Sport genauso wie in anderen Bereichen der Zivilgesellschaft. Ehrenamt kann geil und glücklich machen. Ehrenamt kann aber auch bedrückend und belastend sein. Selbst das kommt vor: Ehrenamt wird völlig anders, als wir es uns bei Amtsantritt vorgestellt haben. So ist es jetzt: Ehrenamt kommt seit Mitte März – wenn dieses Bild gestattet sein darf – überall im zeitgemäßen Corona-Outfit daher. Das kann auch heißen: Ehrenamt wird vorübergehend ausgebremst oder kennt plötzlich ganz neue Aufgaben, die es vorher so noch nie gegeben hat. Alle, die derzeit ehrenamtlich in den Sportorganisationen unterwegs sind, wissen ein Lied davon zu singen, ob und wie sich durch Corona ihre „Stellenbeschreibung“ für das Ehrenamt geändert hat.

Also stellt sich erst recht heute die Frage: Macht Ehrenamt eigentlich (noch) Spaß? Aktuelle belastbare Daten zur psycho-physisch-sozialen Spaß-Befindlichkeit von ehrenamtlichem Personal im Sport (z.B. im Format eines „1. nationalen Ehrenamts-Corona-Sportberichtes“ oder so) liegen momentan (noch) nicht vor. Vielleicht kann daher ein „Fall“ herhalten, von dem zu wünschen ist, dass er als „typischer Fall“ von Ehrenamt im Sport zu Zeiten von Corona gelten kann, weil seine Häufigkeit dafürspricht. Dieser „echte Fall“ spielt allerdings nicht unmittelbar im Sportverein, sondern in einem Sportverband. Dafür gilt generell:

Verbände sind für Vereine da. Verbände kümmern sich in den Fachverbänden z.B. um die Gestaltung des Spiel- und Wettkampfbetriebes. Das ist – Pandemie hin oder her – das „Herzstück“ ihres Sportangebots. Kein Fachverband kommt hier ohne ehrenamtliches Personal aus. Das sind oftmals Frauen und Männer, denen „ihre“ Sportart selbst ans Herz gewachsen ist und die sich u.a. um Staffeleinteilungen, Spielansetzungen, um Kampfrichtergestellung etc. kümmern.

Diese Kümmerleute stehen selten im medialen Rampenlicht, außer es läuft was schief. Ist kürzlich was schiefgelaufen? Nein: Der Spiel- und Wettkampfbetrieb hat weitestgehend geruht, jetzt soll er irgendwie wieder hochgefahren werden. Eine völlig neue Herausforderung für all die Kümmerleute. Ihre Tätigkeiten sind aber weiterhin von dem Ziel geprägt, ein wettkampfsportliches Angebot zu unterbreiten, das die in der Sportart Aktiven gutheißen und gern annehmen, denn sonst läuft ja was schief.

Wie wohltuend muss dann der vorliegende Fall aus dem Handballverband Westfalen klingen, wo neulich der (ehrenamtliche) Vizepräsident für Spieltechnik nach der Corona bedingten Neu-Strukturierung des Spielsystems im Austausch mit den beteiligten Vereinen angesichts des Ergebnisses in einer Lokalzeitung resümierte: „So macht Ehrenamt Spaß!“. Die Spaß-Verbreitung muss grenzenlos sein – denn: Wenn schon das Ehrenamt Spaß macht, wieviel Spaß muss dann erst der Sport selbst machen ...

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


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    Mehrere Frauen trainieren mit einer Übungsleiterin kniend auf Matten auf einer Wiese Foto: LSB NRW